Sonntag, 28. Juli 2013

Mo' Meta Blues: The World According to Questlove


Quelle: Theneptunes.org
Mit 42 Jahren seine Memoiren zu veröffentlichen ist ungewöhnlich. Denn wer hat in dem Alter schon genug erlebt, um ein Buch zu füllen - was dann auch noch mit interessanten Anekdoten, schlauen Gedankengängen und einer ungewöhnlichen Lebensgeschichte gefüllt ist. Im Fall von Ahmir Khalib Thompson aber erscheint dieser Schritt nachvollziehbar. Denn der Mann mit dem bekanntesten Afro der Popkultur (der sich in seinem Buch als “a peculiar-looking 6-foot-2 walking Afro" bezeichnet), ist besser bekannt als Questlove: Mastermind und Gründer der Hip-Hop-Band The Roots.  Und die sind immerhin Grammy-Gewinner und Hausband der NBC-Show "Late Night with Jimmy Fallon". 

Und ohne Questlove geht in der amerikanischen Musikszene, vor allem der schwarzen, schon seit Jahren nichts mehr. Er ist nicht nur der Schlagzeuger der Roots, er hat die großartige Seite und Musik-Community Okayplayer mitbegründet, legt regelmäßig in den angesagtesten Clubs Amerikas auf, er hat von Common bis Erykah Badu großartige Künstler produziert, er hat 2,5 Millionen Follower bei Twitter und sogar schon zwei Sneaker für Nike designt. Mehr Erfolg, mehr Credibility, mehr Stilikone geht nicht. Und dass, obwohl Questlove kein Rapper ist wie Jay-Z oder Kanye West, sondern "nur" der Schlagzeuger einer Band (von denen es im Hip-Hop-Genre wahrlich nicht mehr viele gibt). 

Quelle: Grand Central Publishing
Von daher verwundert es nicht allzu sehr, dass Questlove's Memoiren "Mo' Meta Blues", die seit gut einem Monat auf dem Markt sind, sich zu einem echten Verkaufsschlager entwickelt haben. Der Titel ist eine Anspielung auf Spike Lee's Film "Mo' Better Blues" von 1990, in dem Denzel Washington einen Jazztrompeter gespielt hat. 
Was erfahren wir nun von Questlove? Vor allem, welche Musik ihn inspiriert hat (Stevie Wonder, Curtis Mayfield, Prince, Isley Brothers, Rufus, Public Enemy und D’Angelo), dass er alte "Rolling Stone"-Magazine gesammelt hat und wann er seinen musikalischen Erweckungsmoment hatte, den Moment, in dem es Questlove zufolge BOOOM! gemacht hat: es war an einem Weihnachtsfest, der kleine Ahmir war zwei Jahre alt und im Wohnzimmer seiner Eltern lief das zweite, selbst betitelte Album von Donny Hathaway; vier Kinder-Instrumente lagen noch uneingepackt unter dem Baum: ein Xylophon, ein Keyboard, eine Gitarre und ein kleines Spielzeug-Schlagzeug - wie ferngesteuert lief er auf das Schlagzeug zu, die Initialzündung war erfolgt. 

Zusammen mit Ben Greenberg, Redakteur des "New Yorker", hat Questlove seine Memoiren geschrieben; interessante, lustige, abwechslungsreiche. "Mo' Meta Blues" ist ein Buch, nach dessen Lektüre unser Recherche-Gen geweckt ist: Musik, die wir unbedingt hören müssen, weil sie Questlove inspiriert hat und sie schon beim "Nur-Lesen" groovt. Und dann ist da noch diese eine Folge der "Bill-Cosby-Show", in der Stevie Wonder demonstriert, wie man sampelt und was man mit einem Keyboard alles machen kann. Das, so Questlove, war "the single most influential moment in the history of hip-hop”. Schöne, neue und erhellende Erkenntnis. 

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